Ein Kachelofen erfüllt gleich zwei Funktionen auf einmal. So hat er zum einen einen praktischen Nutzen, denn er sorgt für eine angenehme, behagliche und lang anhaltende Wärme, die mit der Wärme einer herkömmlichen Heizung kaum zu vergleichen ist. Zum anderen dient der Kachelofen dekorativen Zwecken, denn als echtes optisches Highlight wertet er einen Raum auf und verleiht ihm eine wohnliche und gemütliche Atmosphäre. Dabei hat sich das Ofendesign im Laufe der Zeit aber sehr verändert. Während Kachelöfen früher noch vollständig verkachelt waren, wurde die klassische Ofenkachel in den 1980er- und 1990er-Jahren zunehmend von verputzten, mit Simskacheln und einzelnen Zierelementen dekorierten Flächen ersetzt. Zudem wurden nicht mehr nur schlichte, geradlinige Kachelöfen gebaut, sondern die Öfen wurden mit Abstufungen und in versetzten Ebenen angeordnet.

In den letzten Jahren geht der Trend nun wieder zurück zu schlichten, fast schon puristischen Kachelöfen mit klaren Linien, geraden Flächen und großen Sichtscheiben. Allerdings lässt ein Kachelofen viel Raum für eigene Wünsche und Ideen, denn grundsätzlich kann er im Hinblick auf Größe, Aussehen und auch Funktion individuell gestaltet werden. Verglichen mit einem herkömmlichen offenen Kamin sind die Anschaffungskosten bei einem Kachelofen deutlich höher. Diese Investition kann sich aber lohnen, denn bei einem Kachelofen handelt es sich um ein wertbeständiges Einzelstück, das bei fachmännischem Aufbau und sachgemäßer Verwendung viele Generationen überlebt. Wie ein Kachelofen aussehen kann, zeigt dieses Video:

Nun sind die Planung und der Bau von Kachelöfen aber sehr anspruchsvoll. Daher wird ein Laie vermutlich kaum Kachelöfen selber bauen können, sondern auf die Hilfe eines Ofensetzers zurückgreifen müssen. Um den eigenen Kachelofen jedoch eine besonders individuelle und einmalige Optik zu verleihen, kann der künftige Ofenbesitzer einige der Kacheln für seinen Kachelöfen selbst gestalten. Wie dies geht, erklärt die folgende Anleitung.

 

Kachelöfen mit selbstgestalteten Kacheln bauen – die benötigten Materialien

  • Ton; für Kacheln und Fliesen sollte der Ton 40 Prozent Schamotte enthalten. Im Handel sind zudem spezielle Kachelmassen in verschiedenen Farben erhältlich.
  • Nudelholz
  • Lineal und Messer
  • Zweige, Blätter, Muscheln oder andere Materialien, mit denen dekorative Abdrücke auf den Kacheln gestaltet werden können
  • Braunstein in Pulverform nach Wunsch
  • Glasur

 

Kachelöfen selber bauen – mit selbstgestalteten Kacheln

Kacheln selbst herzustellen ist nicht allzu schwierig und sollte auch einem Anfänger problemlos gelingen. Bevor mit der Herstellung begonnen wird, sollte sich der künftige Ofenbesitzer jedoch mit dem Ofensetzer besprechen. Dieser kann die selbstgestalteten Kacheln so nämlich bei der Planung berücksichtigen und Angaben zu der benötigten Größe, Form und Stärke machen. Die Anfertigung der Kacheln gestaltet sich dann wie folgt:

  • Zuerst muss der Ton sorgfältig durchgeknetet werden. Durch das Kneten wird der Ton geschmeidig und eventuelle Lufteinschlüsse werden herausgearbeitet.
  • Nun wird der Ton mit dem Nudelholz auf einer ebenen und glatten Fläche zu einer gleichmäßig dicken Platte ausgerollt. Die Stärke der Platte bewegt sich dabei üblicherweise zwischen einem halben und einem Zentimeter, hängt aber im Einzelfall von den übrigen, für den Ofen verwendeten Kacheln ab.
  • Aus der ausgerollten Tonplatte werden jetzt mithilfe von Lineal und Messer die Kacheln in der gewünschten Form und Größe ausgeschnitten. Insgesamt müssen die Kacheln allerdings ein wenig größer ausgeschnitten werden, als sie später sein sollen, denn der Ton schrumpft beim Trocknen und Brennen noch.
  • Nachdem die Kacheln zugeschnitten sind, müssen sie, je nach Größe, Stärke und Raumtemperatur, rund zwei Stunden lang antrocknen. Danach kann die eigentliche Gestaltung der Kacheln beginnen. Dazu können Äste, Blätter, Muscheln, Schnecken oder andere Gegenstände verwendet werden. Der jeweilige Gegenstand wird auf die Kachel gelegt, mit dem Nudelholz oder von Hand vorsichtig in den Ton gedrückt und wieder abgehoben. Je ausgeprägter die Strukturen des verwendeten Gegenstandes sind, desto wirkungsvoller ist das Muster. Anstelle von Gegenständen können die Kacheln aber auch mit Namen, Schriftzügen oder Phantasiemustern dekoriert werden. Dies gelingt am einfachsten, indem die gewünschten Dekorationen mit einer dicken Stricknadel oder einem dünnen Holzstab in die Kacheln geritzt werden.
  • Wer das Muster noch stärker betonen möchte, lässt die Kacheln nun etwa zwei Tage lang trocknen. Der richtige Zeitpunkt ist erreicht, wenn sich der Ton nicht mehr verformen lässt, aber auch noch nicht vollständig durchgetrocknet ist. Dann wird etwas Braunsteinpulver über das Muster gestreut, vorsichtig eingerieben und überschüssiges Pulver wieder weggeblasen. Anschließend müssen die Kacheln vollständig durchtrocknen.
  • Wenn die Kacheln vollständig durchgetrocknet sind, können sie glasiert und gebrannt werden. Wichtig ist aber, dass der Ton tatsächlich komplett getrocknet und ausgehärtet ist, denn Restfeuchtigkeit könnte die Kacheln reißen oder sogar zerbersten lassen. Zum Brennen können die Kacheln beispielweise in ein Fachgeschäft, eine Töpferwerkstatt, die Volkshochschule oder einen Anbieter von Töpferkursen gebracht werden, denn diese bieten üblicherweise einen Brennservice an. Teilweise werden die Kacheln aber auch erst nach dem ersten Brand glasiert und anschließend ein weiteres Mal gebrannt. Danach sind die selbstgestalteten Kacheln für den Kachelofen fertig.