Keramische Fliesen blicken auf eine schon sehr lange Geschichte zurück. Bereits in der Antike waren Wandbeläge aus Keramik in Ägypten, in Mesopotamien und in Persien anzutreffen. Durch die Mauren gelangten Fliesen dann schließlich nach Europa, wo sie sich in erster Linie in Spanien, in Italien und in Holland verbreiteten. In Deutschland sind keramische Bodenbeläge ab etwa dem Jahr 1000 zu finden, über Jahrhunderte waren die Fliesen aber Kirchen und Prunkbauten vorbehalten. Heute gehören Fliesen zu den überaus beliebten und im Vergleich zu anderen Belägen wie beispielsweise Parkett auch verhältnismäßig kostengünstigen Boden- und Wandbelägen.

Die Vor- und Nachteile von Fliesen

Inhaltsübersicht:

Zu den wichtigsten Pluspunkten von Fliesenbelägen gehört der Hygieneaspekt. Fliesen lassen sich leicht reinigen, dünsten nicht aus und nehmen keine Stoffe aus der Umwelt auf. Zudem können sich weder Keime und Bakterien noch Pilze und andere Krankheitserreger einnisten, wovon insbesondere Allergiker profitieren. Ein weiterer Pluspunkt ist die lange Haltbarkeit von Fliesenbelägen. Außerdem eignen sich Fliesen hervorragend als Bodenbelag bei einer Fußbodenheizung, denn Keramik- und Steinböden lassen die Heizungswärme sehr gut passieren. Aus Sicht des Heimwerkers sind Fliesen nicht zuletzt auch deshalb interessant, weil er sie meist selbst verlegen kann. Aber natürlich haben Fliesen nicht nur Vorteile. Einer der größten Minuspunkte wird deutlich, wenn keine Fußbodenheizung vorhanden ist, denn ein Fliesenboden fühlt sich kalt an. Hinzu kommt, dass Fliesen hart und nicht flexibel sind. Dies führt dazu, dass herunterfallende Gegenstände, Schläge und Erschütterungen oder auch unebene Untergründe Risse, Sprünge und Brüche zur Folge haben können. Kaputte Fliesen lassen sich zwar üblicherweise recht gut austauschen, allerdings setzt dies voraus, dass ein paar Fliesen in Reserve vorhanden sind.

 

Darauf sollten Sie beim Fliesenkauf achten – eine kleine Fliesenkunde

Wer plant, Wand- oder Bodenfliesen zu verlegen, wird feststellen, dass eine enorm große Angebotspalette zur Verfügung steht. Natürlich spielt bei der Auswahl der eigene Geschmack eine entscheidende Rolle, denn schließlich müssen die Fliesen im Hinblick auf Form und Farbe gefallen. Daneben sind aber noch einige andere Kriterien wichtig, denn nicht jede Fliese ist für sämtliche Anwendungen und Einsatzorte gleichermaßen gut geeignet. Zu diesen Kriterien gehören die Abriebfestigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegen Verkratzen. Auch wenn Fliesen insgesamt sehr widerstandsfähig sind, unterliegen sie doch einem gewissen Verschleiß. Aus diesem Grund gibt es DIN- und EURO-Normen, durch die Fliesen in fünf verschiedene Beanspruchungsgruppen eingeteilt werden. Fliesen aus der Abriebgruppe 1 sind für eine nur sehr leichte Beanspruchung ausgelegt. Sie eignen sich beispielsweise als Wandfliesen im Badezimmer, denn als Bodenfliesen wären sie zu empfindlich. Als Bodenbelag wiederum sollten Fliesen aus den Abriebgruppen 4 oder 5 verwendet werden. Ein weiteres Kriterium ist die Widerstandsfähigkeit gegen Verkratzen. Bei der sogenannten Ritzhärte wird zwischen sieben Normgruppen unterschieden, angefangen bei einer Eignung für leichte Beanspruchung beispielsweise als Wandbelag bis hin zur Eignung bei extrem starker Beanspruchung. Weitere Unterschiede ergeben sich aus der Fliesenart selbst. Während in Baumärkten oft lediglich zwischen Wand- und Bodenfliesen unterschieden wird, ist die Vielfalt in Wahrheit deutlich größer. Die wichtigsten Fliesenarten dabei sind folgende:

  • Bei Steingut entscheidet der sogenannte Scherben selbst darüber, wie hochwertig und belastbar die Fliesen sind. Das bedeutet, die Dichte der Fliesen wird durch die Zusammensetzung der Mischung aus Quarz, Lehm oder Ton und durch die Brenntemperatur bestimmt. Generell sind Steingutfliesen jedoch porös und nehmen Wasser auf, weshalb sie ausschließlich für den Innenbereich geeignet sind.
  • Bei Steinzeug sorgt die extrem hohe Brenntemperatur für die hohe Festigkeit und die geringe Porosität der Fliesen. Zu den größten Pluspunkten von Steinzeugfliesen gehören die Abriebfestigkeit und die Frostsicherheit. Steinzeugfliesen sind glasiert und unglasiert erhältlich, wobei unglasierte Fliesen strapazierfähiger sind.
  • Feinsteinzeug bietet noch bessere Gebrauchseigenschaften als Steinzeug, denn Feinsteinzeugfliesen kennzeichnen sich durch ein extrem festes Gefüge und nehmen nur minimal Wasser auf. Besonders belastbar und widerstandsfähig sind dabei unglasierte Fliesen. Beim Verlegen der Fliesen muss jedoch ein flexibler, kunststoffvergüteter Fliesenkleber verwendet werden.
  • Fliesen aus Naturstein werden in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe bildet Erstarrungsgestein wie Basalt oder Granit und solche Fliesen sind extrem widerstandsfähig. Die zweite Gruppe umfasst Sediment- oder Ablagerungsgestein und diese Fliesen verfügen über eine mittlere Härte. In die dritte Gruppe gehört Umwandlungsgestein wie beispielsweise Marmor oder Schiefer.
  • Cotto ist ein Produkt aus rotem Ton, das sich durch seine Atmungsaktivität kennzeichnet. Teilweise werden die Fliesen mit Imprägnierung angeboten, häufiger sind jedoch Platten mit unbehandelter Oberfläche, die erst nach dem Verlegen imprägniert werden.
  • Glasfliesen bieten eine extrem hohe mechanische und chemische Widerstandsfähigkeit. Da Glasfliesen in unzähligen Farben erhältlich sind, können sie für unterschiedliche Gestaltungen genutzt werden. Allerdings sind Glasfliesen verhältnismäßig teuer und erfordern zudem spezielle Fliesenkleber.
  • Im Hinblick auf die Form und die Größe entscheidet natürlich in erster Linie der Geschmack. Insgesamt gilt jedoch, dass große Fliesen einen Raum optisch etwas größer wirken lassen, wobei dies vor allem an den Fugen liegt.

 

Das Verlegen von Fliesen

Fliesen sind nicht flexibel und können deshalb auch einen unebenen Untergrund nicht ausgleichen. Um Risse und Brüche zu vermeiden, muss die Fläche, auf der die Fliesen verlegt werden sollen, daher eben sein. Kleine Unebenheiten lassen sich zwar mit einem hochwertigen, flexiblen Fliesenkleber ausgleichen, bei größeren Unebenheiten ist der Einsatz einer Ausgleichsmasse aber unumgänglich. Einige Untergründe müssen zudem vorab grundiert werden. Beim Verlegen wird der Fliesenkleber auf die Fläche aufgetragen und mit einem Zahnspachtel durchgekämmt. Die Zahnung orientiert sich dabei am Untergrund sowie an der Größe und der Struktur auf der Unterseite der verwendeten Fliesen. Während bei beispielsweise 20 x 20cm großen Fliesen eine 6 bis 8mm große Zahnung ausreicht, ist bei 40 x 40cm großen Fliesen eine 10mm tiefe Zahnung erforderlich. Für einen sauberen Abschluss sorgen Randleistenprofile, die aus Kunststoff und aus Metall, in verschiedenen Farben und passend zu den gängigen Fliesenstärken erhältlich sind. Die Profile werden einfach vor dem Verlegen der letzten Fliesenreihe in den Fliesenkleber gedrückt.