Treppen behindertengerecht planen und bauen

Treppen gibt es an vielen Stellen – in Wohnhäusern, in öffentlichen Gebäuden, in Parks, auf Markt- und Festplätzen, an Straßenübergängen. Auch wenn Treppen oft unvermeidbar sind, um Höhenunterschiede zu überwinden, können sie für Menschen mit Handicap zu einer riesengroßen Herausforderung werden. Aber es gibt durchaus Mittel und Wege, um Treppen behindertengerecht zu gestalten.

Behindertengerechte Treppen – Ein paar Worte vorab

Inhaltsübersicht:

Behindertengerechte TreppenAuf den ersten Blick scheinen die Begriffe Treppe und Barrierefreiheit so gar nicht zusammenzupassen. Schließlich sind Schwellen, Absätze, Stufen und eben Treppen mit die größten Hindernisse für behinderte Menschen. Und das barrierefreie Bauen macht es sich zur Aufgabe, gerade solche Hindernisse zu beseitigen und beispielsweise Treppen zu vermeiden. Wie sollte es auch möglich sein, eine barrierefreie Treppe zu bauen? Außerdem stehen dort, wo es Treppen gibt, für Menschen mit Handicap meist Rampen, Lifte oder Aufzüge zur Verfügung. Insofern sind die Vorgaben für Barrierefreiheit erfüllt. Die Treppe muss also nicht unbedingt beachtet werden, sondern kann so bleiben wie sie ist. Diese Annahmen beinhalten aber einen großen, sehr entscheidenden Denkfehler. Treppen werden nämlich keineswegs nur von Menschen ohne Behinderung genutzt. Gerade Menschen mit Handicap nehmen in vielen Fällen lieber die Treppe als den Aufzug oder eine Rampe. Denn:

  • Aufzüge sind mitunter knapp bemessen. So kann es für einen Rollstuhlfahrer schwierig werden, überhaupt in den Aufzug hinein zu fahren, wenn weitere Personen mitfahren. Von einem Wenden im Aufzug ganz zu schweigen. Für Personen mit Platzangst ist ein Aufzug ohnehin keine Alternative.
  • Personen, die an Gleichgewichtsstörungen leiden, kommen mit einer Rampe oft nicht zurecht. Denn die langgezogene Fläche mit ihrer konstanten Neigung erfordert einen zumindest halbwegs sicheren Stand.
  • Normgerechte Rampen sind sehr lang. So erstreckt sich eine Rampe, die den Höhenunterschied von vier Treppenstufen ausgleicht, über 13,5 Meter. Die Freiflächen vor und hinter der Rampe noch gar nicht mit eingerechnet. Menschen mit einer Gehbehinderung oder Personen in fortgeschrittenem Alter kostet der lange Weg über die Rampe oft mehr Kraft als das Steigen von vier Treppenstufen.
  • Blinde und sehbehinderte Menschen finden sich auf einer Treppe besser zurecht als auf einer Rampe. Bei einer Treppe helfen die Stufen nämlich bei der Orientierung.

Wünschenswert wäre deshalb, wenn Aufzüge und Rampen nicht einfach nur als Ersatz für Treppen gesehen werden würden. Oder als Maßnahme, um den Anforderungen für Barrierefreiheit zu genügen. Sondern wenn Aufzüge und Rampen lediglich als Alternative für diejenigen verstanden werden würden, die auch eine barrierefrei ausgeführte Treppe nicht nutzen können.

 

Treppen behindertengerecht planen und bauen – gemäß Normvorgaben

Es gibt mehrere Normen, die sich mit der barrierefreien Ausführung von Treppen beschäftigen. Unter anderem sind dies die DIN-Normen  18065, 18024, 18025 und 18040 . Die wichtigsten Regeln aus diesen Normen sind folgende:

 

Die Treppe

Eine Treppe gilt dann als barrierefrei, wenn sie von Menschen mit motorischen Einschränkungen, mit Sehbehinderungen und mit anderen krankheits- oder altersbedingten Beeinträchtigungen selbstständig und weitgehend ohne fremde Hilfe genutzt werden kann. Dabei muss eine barrierefreie Treppe folgende Vorgaben erfüllen:

  • Die Treppe sollte grundsätzlich gerade verlaufen. Früher waren gewendelte Treppen nicht zulässig. Die aktuellen Regeln haben diese Anforderungen aber gelockert. So darf jetzt eine barrierefreie Treppe gebogen sein, wenn das Treppenauge einen Innendurchmesser von mindestens 200cm hat.
  • Die Treppe muss über Setzstufen verfügen und die Trittstufen dürfen die Setzstufen nicht überragen. Bei schrägen Setzstufen ist aber eine Unterschneidung, also ein Herausragen, von maximal 2cm zulässig. In einfachen Worten erklärt heißt diese Vorgabe, dass eine barrierefreie Treppe geschlossen ist. Eine offene Treppe ist keine barrierefreie Treppe.
  • Die Trittstufen dürfen im Verlauf der Treppe nicht schmaler werden. Ebenso dürfen die Setzstufen nicht niedriger werden. Die Treppenstufen müssen also auf der gesamten Treppe gleichbreit und gleichhoch sein.
  • Je nachdem, in welchem Bereich die Treppe steht und genutzt wird, sind Trittstufen mit einer Tiefe zwischen 26 und 32cm möglich. Die Höhe der Setzstufen kann sich zwischen 14 und 19cm bewegen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Treppen mit 29cm tiefen und 17cm hohen Stufen am besten geeignet sind. Dieses Verhältnis zwischen Auftrittfläche und Steigung führt zu einer besonders guten und sicheren Begehbarkeit und erfordert gleichzeitig am wenigsten Kraft.
  • Am Anfang und am Ende der Treppe sollte eine mindestens 150cm breite Bewegungsfläche vorhanden sein. Die Auftrittsfläche der obersten Stufe wird aber nicht in die Freifläche eingerechnet. Dies soll die Gefahr verringern, dass jemand die Treppe herunterfällt.

 

Der Handlauf

Das Treppengeländer samt Handlauf spielt für die sichere Benutzung einer Treppe eine sehr wichtige Rolle. Am Handlauf kannst Du Dich festhalten, abstützen und hochziehen. Außerdem hilft Dir der Handlauf dabei, Dich zu orientieren und den weiteren Verlauf der Treppe einzuschätzen. Damit das Treppengeländer und der Handlauf diese Funktionen erfüllen können, müssen gemäß Norm aber folgende Anforderungen erfüllt sein:

  • Die Treppe muss auf beiden Seiten mit einem Handlauf ausgestattet sein.
  • Im Idealfall sind die Handläufe auf beiden Seiten nirgends unterbrochen. Sie werden also auch auf beispielsweise Zwischenpodesten, unter Fenstern oder über Heizkörper hinweg weitergeführt. Der Handlauf am Treppenauge, das ist der Handlauf auf der Innenseite der Treppe, muss durchgehend angebracht sein.
  • Die Handläufe werden in einer Höhe von 85 bis 90cm angebracht. Der lichte Abstand zwischen dem Handlauf und der Wand (oder anderen Bauteilen) muss mindestens 5cm betragen.
  • Die Enden der Handläufe müssen waagerecht montiert 30cm über die erste und die letzte Treppenstufe hinausragen. Durch dieses gerade Stück Handlauf weißt Du, dass keine weitere Stufe mehr folgt.
  • Die Handläufe müssen griffsicher und gut zu umgreifen sein. Dafür sollten sie einen runden oder einen ovalen Querschnitt und einen Durchmesser zwischen 3 und 4,5cm haben.
  • Die Halterungen der Handläufe sollten an der Unterseite angeordnet sein. Dadurch ist gewährleistest, dass Du mit Deiner Hand an den Halterungen vorbei gleiten kannst, ohne den Handlauf loslassen zu müssen.
  • Die Handläufe sollten sich farblich und gut sichtbar von der Treppe und der Wand abheben. Dies sorgt für eine bessere Orientierung. Verläuft die Treppe über mehrere Stockwerke kann es sinnvoll sein, tastbare Informationen wie beispielsweise die Angabe der Etage in die Handläufe einzuarbeiten.

Normgerecht wird der Handlauf bei einer barrierefreien Treppe also so montiert:

Handlauf

 

Orientierungshilfen bei Treppenstufen

Orientierungshilfen bei TreppenstufenStürze auf Treppen kommen leider sehr häufig vor. Dabei besagen die Statistiken, dass sich etwa 90 Prozent der Unfälle am Anfang und am Ende einer Treppe ereignen. Am häufigsten kommt es im Bereich der untersten Stufe beim Heruntergehen einer Treppe zu Stürzen. Das erklärt sich so: Wenn Du Dich einer Treppe näherst, bist Du zunächst recht aufmerksam. Mit Deinen Augen, Deinen Händen und Deinen Füßen verschaffst Du Dir dann mehr oder weniger unbewusst einen Überblick über die Treppe. Du ermittelst also, wann die erste Stufe beginnt, wie hoch die Treppenstufen sind, wie rutschig die Treppe ist und so weiter. Diese Parameter merkst Du Dir und gehst die Treppe dann fast automatisch weiter. Wenn sich das Ende der Treppe nähert, lässt Deine Konzentration nach, denn das Gefühl, dass Du es (gleich) geschafft hast, überwiegt. Wenn die Treppe zusätzlich auch noch ungeschickt endet, kann es schnell zu einem Stolpern oder einem Hinfallen kommen. Um genau das zu vermeiden, sehen die Normvorgaben für barrierefreie Treppen folgendes vor:

  • Bei Treppen in Treppenhäusern müssen mindestens die erste und die letzte Stufe mit Markierungsstreifen gekennzeichnet sein. Ratsam ist aber, alle Stufen zu markieren.
  • Beginnt oder endet eine Treppe frei im Raum, muss jede Stufe mit einer Markierung ausgestattet werden. Gleiches gilt, wenn die Treppe aus einer bis drei Einzelstufen besteht.
  • Bei den Stufenmarkierungen muss es sich um Streifen handeln, die über die gesamte Stufenbreite verlaufen. Auf Trittstufen müssen die Streifen zwischen 4 und 5cm breit sein. Sie müssen so angebracht werden, dass sie unmittelbar an der Vorderkante beginnen. Bei Setzstufen müssen die Markierungsstreifen an der Oberkante anfangen. Als Breite ist hier 1cm vorgeschrieben, empfohlen werden aber mindestens 2cm.
  • Die Stufenmarkierungen müssen farblich so gewählt werden, dass sie einen deutlich sichtbaren Kontrast zu den Stufen, den Flächen vor und hinter der Treppe und eventuellen Zwischenpodesten bilden. Außerdem dürfen die Stufenmarkierungen nicht zu Rutsch- oder Stolperfallen werden.

 

Treppen behindertengerecht planen und bauen – 10 Tipps

Die Normvorgaben können eine sehr gute Orientierungshilfe für Dich sein. In Deinem Privatbereich musst Du aber nicht alle Regeln umsetzen. Manchmal ist das allein schon aus baulichen Gründen gar nicht möglich. Was Du aber beachten musst, sind die Vorschriften aus der Bauordnung Deines Bundeslandes. Doch unabhängig von Normvorgaben und Vorschriften solltest Du darauf achten, dass Deine Treppe sicher und leicht zu begehen ist. Die 10 wichtigsten Tipps dafür haben wir für Dich aufgelistet:

1. Entscheide Dich für eine geschlossene Treppe ohne überstehende Kanten. An Kanten könntest Du mit dem Fuß oder mit dem Gehstock hängenbleiben. Gleiches gilt bei einer offenen Treppe. Hier kommt außerdem noch hinzu, dass Dich Flächen oder Lichter, die Du durch die Treppe hindurch siehst, irritieren oder blenden könnten.

2. Montiere auf jeden Fall einen Handlauf, auch wenn Deine Treppe nur eine oder zwei Stufen hat. Noch besser als ein Handlauf sind zwei Handläufe, also an jeder Seite einer. So kannst Du immer Deine stärkere Hand nehmen, um Dich festzuhalten, abzustützen oder hochzuziehen. Dies kann je nach Laufrichtung wichtig sein, aber auch dann, wenn Du in der anderen Hand beispielsweise Deinen Gehstock oder eine Tasche hältst.

3. Wähle ein Material für Deine Treppe aus, das rutschsicher ist. Möglich sind unter anderem raue Keramikfliesen, entsprechend beschichtete Natursteinplatten oder Holz. Auch eine aus Beton gegossene Treppe kann sehr schön aussehen.

4. Achte darauf, dass Deine Stufen im Verlauf der Treppe weder breiter noch höher werden. Selbst gesunde und absolut fitte Menschen können sich kaum daran gewöhnen, wenn nur eine einzige Treppenstufe ein anderes Format oder eine andere Steigung hat als die übrigen Stufen. Sogar sie werden immer wieder über diese Stufe stolpern. Solche Unfallquellen solltest Du deshalb auf jeden Fall vermeiden.

5. Wenn Du die Treppe planst, dann lege sie nach Möglichkeit gerade an. Selbst eine zweiteilige Treppe mit einem kleinen Zwischenpodest in der Mitte ist einfacher zu begehen als eine gebogene Treppe oder gar eine Wendeltreppe.

6. Wenigstens die erste und die letzte Stufe solltest Du mit Markierungsstreifen kennzeichnen. Noch besser ist es, wenn Du alle Stufen markierst. Ideal sind Markierungsstreifen, die direkt in die Stufen eingelassen sind. Nachträglich aufgeklebte Streifen könnten zu Höhenunterschieden führen oder sich im Laufe der Zeit ablösen und so zu gefährlichen Stolperkanten werden. Setze die Markierungen aber so, dass sie über die gesamte Stufenbreite gehen und direkt an den Vorderkanten beginnen. Versetzt Du die Streifen nach innen, könnte das Dein Auge irritieren und dazu führen, dass Du die Position der Kanten falsch einschätzt.

7. Sorge für eine gute Beleuchtung. Grundsätzlich solltest Du die Treppe, die einzelnen Stufen und das Geländer sowohl bei Tag als auch bei Nacht sicher erkennen können. Allerdings ist hier ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Die Treppe soll zwar ausreichend ausgeleuchtet sein. Ist das Licht aber zu hell oder zu grell, könnte es Dich blenden. Zudem könnten Deine Augen zu lange brauchen, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewönnen, wenn Du aus einem dunkleren Raum kommst oder aus dem sehr hellen Treppenbereich in einen dunkleren Raum wechselst.

8. Auch wenn Topfpflanzen, Figuren oder Stehlampen eine schöne Deko sein können – auf der Treppe haben sie nichts zu suchen. Die Flächen vor und nach der Treppe, die Stufen und die Zwischenpodeste solltest Du komplett nutzen können, um die Treppe zu begehen. Gegenstände, die auf der Treppe herumstehen, sind letztlich Hindernisse, die Du umschiffen musst und die so zur Stolperfalle werden können.

9. Wenn es der Platz zulässt, solltest Du Deine Treppe lieber etwas zu großzügig als zu knapp planen. Eine breitere Treppe ist angenehmer zu begehen, vor allem wenn Du noch etwas in der Hand hast. Außerdem ist es auf einer breiteren Treppe möglich, dass eine zweite Person neben oder versetzt hinter Dir mitgeht und Dich bei Bedarf stützt oder hält. Sollte es später notwendig werden, einen Sitz- oder Plattformlift einzubauen, ist dies leichter zu realisieren, wenn die Treppe ausreichend breit ist. Und für Deine Mitbewohner bleibt dann auch genug Laufbreite übrig.

10. Achte darauf, dass Deine Treppe immer gut in Schuss bleibt. Stufen, die ausgetreten, rund geworden, brüchig oder anderweitig beschädigt sind, solltest Du umgehend aufarbeiten oder austauschen lassen.

 

Eine vorhandene Treppe behindertengerecht ausstatten

Vielleicht ist in dem Haus, in dem Du wohnst, bereits eine Treppe vorhanden. Diese Treppe kann aber schon etwas in die Jahre bekommen oder eben alles andere als behindertengerecht sein. Natürlich kannst Du entscheiden, dass eine neue Treppe eingebaut werden soll. Allerdings kostet eine Treppe eine Stange Geld. Und möglicherweise wird die neue Treppe letztlich fast die gleiche Form haben wie die alte Treppe, weil die baulichen Gegebenheiten nichts anderes zulassen. Der Einbau einer neuen Treppe ist aber gar nicht immer notwendig. Denn in vielen Fällen lässt sich eine Treppe aufarbeiten und behindertengerecht ausstatten.

  • Ausgetretene, marode oder kaputte Treppenstufen lassen sich häufig aufarbeiten. Eine Holztreppe beispielsweise kann abgeschliffen, gespachtelt und neu versiegelt werden. Einzelne Stufen können durch neue Bretter ersetzt werden. Ist der Belag nicht mehr zu retten, kann ein neuer Belag verlegt werden. Möglich hierbei sind beispielsweise Fliesen, Steinplatten oder Laminat. Auch ein frischer Anstrich kann der Treppe eine neue Optik und den Stufen die erforderliche Rutschsicherheit geben. Am besten lässt Du Dich von einem Fachmann beraten, welche Möglichkeiten es in Deinem Fall gibt.
  • Für die Sanierung einer Treppe gibt es Systeme, durch die die Stufen überbaut werden. Dabei werden Bretter aus Holz oder Laminat in Schienen montiert und so auf die alte Treppe gesetzt, dass diese nicht mehr zu sehen ist. Stabilisierungswinkel sorgen für die notwendige Festigkeit.
  • Um die Stufenkanten zu markieren, kannst Du spezielle Streifen aufkleben. Diese Streifen bieten eine sichtbare Orientierungshilfe und wirken rutschhemmend. Genauso kannst Du die Streifen aber auch mit einer Farbe oder einem Lack auf die Stufen aufbringen. Achte dann aber darauf, dass Du eine Farbe verwendest, die trittfest, rutschsicher und für Deinen Treppenbelag geeignet ist.
  • Die meisten Treppen haben einen Handlauf, wenigstens auf einer Seite. Der Handlauf kann aber recht hoch montiert sein. Ist die Treppe an einem Stück gefertigt, lässt sich der Handlauf nicht immer einfach abbauen und austauschen. In diesem Fall kannst Du Dich für ein Geländersystem entscheiden, bei dem das vorhandene Geländer durch einen zweiten Handlauf ergänzt wird. Ideal ist es, wenn Du auch auf der gegenüberliegenden Seite einen Handlauf oder zumindest Haltegriffe an den kritischen Stellen montieren kannst.

 

Hilfsmittel, wenn das Treppensteigen nicht mehr möglich ist

Hilfsmittel für das TreppensteigenEs kann passieren, dass eine Erkrankung oder Behinderung das selbstständige Treppensteigen unmöglich macht. Oder dass es Tage gibt, an denen Du die Treppe schaffst, und andere Tage, an denen Du zu schwach und einfach nicht fit genug bist. Dann muss eine Lösung her, wie Du die Treppe überwinden kannst. Dabei wiederum gibt es mehrere Möglichkeiten. Sind nur eine sehr kleine Treppe oder gar nur ein, zwei Einzelstufen vorhanden, kann eine Rampe eine sinnvolle Lösung sein. Eine Rampe selbst aber voraus, dass Du genug Kraft hast, um die Rampe zu befahren. Oder dass Du einen Helfer hast. Eine andere Möglichkeit wäre ein Hebelift. Ein Hebelift hat eine Plattform, die nach oben und nach unten gefahren werden kann. Deshalb wird der Hebelift auch Hebebühne oder Hublift genannt. Allerdings kann ein Standardhublift nur Höhenunterschiede von einem Meter überwinden. Die komfortabelste Lösung ist ein richtiger Aufzug. Für einen Aufzug fehlen aber oft der Platz, die baulichen Voraussetzungen und nicht zuletzt die finanziellen Mittel. Deshalb wirst Du Dich in den meisten Fällen zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden müssen: einem Treppenlift oder einem Treppensteiggerät.

 

Ein Treppenlift

setzt sich aus Führungsschienen, der Antriebseinheit und dem Sitz mit Armlehnen und Fußstützen zusammen. Die Führungsschienen verlaufen entweder an der Wand oder am Treppengeländer. Um mit dem Treppenlift nach oben oder nach unten zu fahren, bedienst Du entweder einen Hebel in der Armlehne oder nutzt eine Funkfernbedienung. Ein Treppenlift kann sowohl bei einer geraden als auch bei einer gebogenen Treppe installiert werden. Allerdings müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Bist Du Rollstuhlfahrer, muss sichergestellt sein, dass Du alleine vom Rollstuhl in den Liftsessel wechseln kannst oder das Umsetzen mit der Hilfe einer anderen Person möglich ist. Liegt ein anderes Handicap vor, musst Du selbstständig sitzen können.
  • Damit Du den Lift anfahren kannst, müssen am Anfang und am Ende der Treppe ausreichend große Bewegungsflächen vorhanden sein. Außerdem muss die Möglichkeit bestehen, oben und unten je einen Rollstuhl zu parken.
  • Die Treppe selbst muss mindestens 70cm breit sein. Der Sitz kann meist weggeklappt werden, wenn er nicht benötigt wird. Trotzdem muss die Treppe sicher begehbar bleiben.
  • Wird der Sitz im Bereich der ersten und der letzten Treppenstufe geparkt, darf er nicht im Weg stehen. Aus Platzgründen können auch Klappschienen montiert werden. Dadurch parkt der Sitz dann im mittleren Bereich der Treppe. In diesem Fall ist besonders wichtig, dass die Laufbreite ausreicht, damit Deine Mitbewohner die Treppe weiterhin nutzen können. Außerdem muss sichergestellt sein, dass die Handläufe gut greifbar bleiben.

Eine andere Form sind Treppenlifte mit Rollstuhlaufhängung. Bei diesen Liften wird die Führungsschiene an der Decke montiert. Der Rollstuhl wird anschließend in eine Vorrichtung eingehängt. Ein Rollstuhl-Hängelift kann eine gute Lösung sein, wenn die Treppe schmal oder eng gebogen ist. Allerdings musst Du ausprobieren, wie gut das Einhängen Deines Rollstuhls klappt. Und ob Du Dich wohlfühlst, wenn Du in der Luft hängst.

 

Ein Treppensteiggerät

bietet den großen Pluspunkt, dass keinerlei bauliche Maßnahmen notwendig sind. Außerdem kannst Du ein Treppensteiggerät unter Umständen als Sachleistung von der Krankenkasse oder der Pflegeversicherung bekommen. Teilweise werden die Kosten komplett übernommen, manchmal bekommst Du einen Zuschuss. Aber selbst wenn Du das Hilfsmittel komplett selbst bezahlen musst, sind die Kosten niedriger als bei einem Lift oder einer Hebebühne. Zumal auch die Wartung entfällt. Treppensteiggeräte gibt es in zwei Varianten:

1. Eine Treppensteighilfe kann auf geraden und auf gebogenen Treppen verwendet werden. Bei mobilen Treppensteighilfen wird das Gerät an Deinen Rollstuhl angedockt. Daneben gibt es Steighilfen mit integriertem Sitz. In diese Geräte setzt Du Dich hinein. Um die Treppe zu überwinden, schiebt eine andere Person die Steighilfe nach unten oder zieht sie nach oben. Durch die spezielle Bauform ist dafür aber nur sehr wenig Kraft erforderlich.

2. Eine Treppenraupe wird im Prinzip genauso gehandhabt wie eine Treppensteighilfe. Durch die Anordnung der Räder eignet sich eine Treppenraupe aber nur bei geraden Treppen und bei Treppen mit wenig Stufen.

Die meisten Anbieter von Treppensteiggeräten kommen zu Dir nach Hause, so dass Du das jeweilige Gerät direkt vor Ort ausprobieren kannst. Diese Möglichkeit solltest Du auch unbedingt nutzen, denn Du musst Dich sicher fühlen und Dein Helfer muss mit dem Gerät zurechtkommen.

Was andere Besucher gerade lesen ►  Barrierefreier Hauseingang: Ein ausführlicher Ratgeber