Möbelrestauration: Neuer Glanz für alte Schätzchen

Anleitung für Möbelrestauration
Alte Möbel können sich durch eine Möbelrestauration in echte Hingucker verwandeln.

In manch einem Keller oder auf dem Dachboden schlummern Möbelstücke, die lange Zeit wenig Beachtung fanden. Doch jetzt sind diese alten Schätzchen wieder schwer angesagt. Auch auf Flohmärkten, bei Haushaltsauflösungen und zum Teil sogar auf dem Sperrmüll finden Sie mit etwas Glück tolle Möbel, die es wert sind, aufgearbeitet zu werden. Bei wertvollen Antiquitäten sollten Sie die Möbelrestauration zwar besser einem Fachmann überlassen. Aber andere alte Holzmöbel können Sie ruhig selbst restaurieren. Und wie Sie dabei am besten vorgehen, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Ob Schrank, Kommode, Bett, Stuhl oder Tisch: Alte Möbel aus Holz punkten oft nicht nur mit interessanten Formen und hübschen Verzierungen. Stattdessen sind sie meist in traditionellen Handwerkstechniken gefertigt.

Das schöne Design sorgt dafür, dass die alten Schätzchen häufig weit mehr Charme und Charakter in einen Raum bringen als neue Möbel aus dem Einrichtungshaus. Auf der anderen Seite macht die solide Bauart eine Restaurierung leichter. Alte Holzmöbel können Sie mit Methoden aufarbeiten, die heutige Standard-Möbel oft nicht überstehen würden.

Ähnlich wie wertvolle Bilder oder edle Skulpturen sollten Sie auch kostbare Antiquitäten in die Hände eines Profis geben, der sich auf diese Leistungen spezialisiert hat. Denn wenn es zum Beispiel darum geht, ein beschädigtes Furnier zu ersetzen oder fehlende Teile in feine Intarsien einzufügen, brauchen Sie sowohl Know-how als auch entsprechendes Werkzeug.

Bei den typischen Holzmöbeln, die etwa im Vintage-, Shabby Chic- oder Landhaus-Stil die Wohnungen zurückerobern, können Sie aber durchaus selbst Hand anlegen. Und die wichtigsten Arbeitsschritte bei der Möbelrestauration solcher Stücke erklären wir Ihnen jetzt.

1. Schritt bei der Möbelrestauration: Das Möbelstück stabilisieren

Inhaltsübersicht:

Bei alten Tischen und Stühlen, aber auch Schränken und Kommoden sind die Füße oft lose. Dadurch steht das Möbelstück nicht mehr gerade oder wackelt herum. Auch an den Verbindungen zwischen den einzelnen Bauteilen machen sich die Spuren der Zeit häufig bemerkbar. Vor allem die Eckverbindungen sind davon betroffen.

Eine Möbelrestauration beginnt deshalb grundsätzlich damit, das Möbelstück wieder in einen stabilen Zustand zu bringen. Und je nach Beschädigung gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten.

Verbindungen ausbessern

Ist eine Verbindung nur leicht beschädigt, bohren Sie an einer unauffälligen Stelle mit einem dünnen Bohrer ein kleines Loch in die problematische Verbindung. Anschließend füllen Sie das Loch mit Holzleim auf. Eine Plastikspritze erweist sich dabei als hilfreiches Werkzeug.

Für beschädigte Eckverbindungen können Sie kleine Dreiecke aus Sperrholz zusägen. Die Dreiecke leimen, tackern oder nageln Sie dann in die Ecken. Dadurch sind die Verbindungen verstärkt.

Verbindungen neu zusammenbauen

Diese kleineren Maßnahmen reichen aber nicht immer aus, um eine Verbindung zu reparieren. Ist sie stark in Mitleidenschaft gezogen, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Verbindung zu lösen und die Bauteile neu zusammenzusetzen.

Dabei sind viele alte Holzmöbel mit dem sogenannten Scotch-Kleber verleimt. Er löst sich an, wenn Sie auf die jeweilige Stelle Spiritus auftragen. Danach drehen Sie eine kleine Schraube ins Holz.

Wenn Sie die Schraube nun mit einer Spitzzange greifen und daran ziehen, gehen Zapfenverbindungen auseinander. Mit der gleichen Methode können Sie auch Holzdübel entfernen.

Den alten Leim schaben Sie am besten mit einem Stecheisen ab. Dann können Sie die Einzelteile frisch verleimen. Während der Holzleim aushärtet, fixieren Sie das Möbelstück entweder mit Schraubzwingen oder Spanngurten, damit nichts verrutschen kann.

Klemmen Sie aber Holzreste oder dicken Karton zwischen das Möbelstück und die Verspannung. So vermeiden Sie unschöne Abdrücke.

2. Schritt beim Restaurieren: Alten Lack entfernen

Als nächstes sind die alten Lackschichten an der Reihe.

Sieht der Lack noch gut aus oder möchten Sie ihn so beibehalten, reicht es aus, wenn Sie die Oberfläche leicht anschleifen. Dadurch entfernen Sie lose Teile. Danach können Sie das Möbelstück mit einem transparenten Lack versiegeln oder wachsen. Wie das geht, erklären wir später noch ausführlich.

Soll der alte Lack runter, könnten Sie das Möbelstück natürlich komplett abschleifen. Vor allem wenn der Anstrich aus mehreren Schichten besteht, ist das aber ziemlich aufwändig. Außerdem würden Sie beim Schleifen recht viel Holz abtragen.

Einfacher und schneller kommen Sie voran, wenn Sie zu Heißluftföhn und Spachtel greifen. Durch die heiße Luft schmilzt der Lack und Sie können ihn mit dem Spachtel abschaben. Wichtig ist nur, dass Sie den Föhn in Bewegung halten. Wirkt die Hitze zu lange auf eine Stelle ein, könnte das Holz sonst verbrennen.

Ebenso wirksam und zugleich schonender für das Holz ist, wenn Sie den alten Lack mit einem chemischen Beizmittel ablösen. Dafür tragen Sie den Abbeizer mit einem Pinsel auf die Oberflächen auf. Verwenden Sie dabei ruhig einen ausgedienten Pinsel, den Sie danach entsorgen können.

Nach einer kurzen Einwirkzeit entfernen Sie hartnäckige Farb- und Lackreste mit einem Scheuerschwamm. Die restliche Farbe können Sie mit einer weichen Drahtbürste beseitigen.

Tragen Sie aber unbedingt Handschuhe und eventuell einen Atemschutz, wenn Sie mit Chemikalien arbeiten. Und halten Sie sich strikt an die Anweisungen des Herstellers, die auf der Verpackung stehen.

3. Schritt beim Aufarbeiten: Das Möbelstück reinigen

Nachdem der alte Anstrich entfernt ist, wird es Zeit für eine Reinigung. Das ist möglich, indem Sie das Möbelstück mit viel Wasser abwaschen. Bei massivem und dickem Holz in gutem Zustand können Sie sogar zum Hochdruckreiniger greifen. Damit bekommen Sie letzte Farbreste und Verschmutzungen ohne große Anstrengung zuverlässig aus den Fasern.

Der Nachteil ist aber, dass sich das Holz durch die recht grobe Behandlung verziehen kann. Außerdem stellen sich die Holzfasern auf und Sie müssen später mehr schleifen. Hinzu kommt, dass Sie mit Ihrer Möbelrestauration erst weitermachen können, wenn das Holz wieder trocken ist. Und das kann mehrere Tage dauern.

Eine andere Möglichkeit ist, dass Sie mit Nitroverdünnung arbeiten. Dabei tauchen Sie einen Lappen in die Verdünnung und reinigen damit das Holz. Weil das Holz bei dieser Methode mit sehr viel weniger Feuchtigkeit in Kontakt kommt, ist die Behandlung insgesamt schonender. Denken Sie aber auch hier wieder an Handschuhe, Atemschutz und die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.

4. Schritt bei der Möbelrestauration: Schleifarbeiten

Bevor Sie Ihrem alten Möbelstück eine neue Optik geben können, müssen Sie die Oberflächen schleifen. Schrauben Sie dafür zunächst Griffe, Beschläge und andere Verzierungen aus Metall ab.

Beim ersten Schleifgang arbeiten Sie mit einem gröberen Schleifpapier. Nachdem Sie den Schleifstaub weggefegt oder abgesaugt haben, folgen weitere Schleifgänge mit feinerem Schmirgelpapier. Wählen Sie bei jedem Durchgang eine zunehmend feine Körnung.

In der Oberfläche dürfen ruhig ein paar Rillen oder Wurmlöcher verbleiben. Oft macht das gerade den Charme alter Möbel aus. Vor allem bei Holzmöbeln, bei denen die Maserungen und Strukturen sichtbar bleiben, ist das der Fall. Aber natürlich können Sie auch solange schleifen, bis Sie wieder ganz glatte und ebene Oberflächen haben.

5. Schritt bei der Möbelrestaurierung: Den neuen Look gestalten

Wenn die ganzen Vorarbeiten erst einmal erledigt sind, folgt der kreative Teil. Nun bekommt Ihr altes Schätzchen nämlich sein neues Aussehen. Und dabei gibt es verschiedenste Möglichkeiten.

So können Sie zum Beispiel eine Lasur auftragen oder eine Kalkfarbe verwenden. Oder Sie verdünnen Acrylfarbe mit viel Wasser und streichen Ihr Möbelstück damit. Alle drei Methoden färben das Holz ein, lassen die Holzmaserungen aber sichtbar.

Tolle Effekte können Sie auch erzielen, indem Sie alte Zeitungen oder Fotos mit einem Transfermedium auf das Holz übertragen. Genauso können Sie mit einer Schablone Ornamente gestalten. Oder Sie bekleben die Fronten mit Stoffen oder Tapete.

Das Möbelstück lackieren

Möchten Sie eine gleichmäßige und komplett deckende Farbschicht, sollten Sie das Möbelstück lackieren.

Verwenden Sie dafür einen Lack, der matt ist oder Seidenglanz hat. Denn einen Hochglanzlack so von Hand aufzutragen, dass eine durchgehend gleichmäßige Oberfläche entsteht, ist sehr schwierig. Um trotzdem eine hochglänzende Fläche zu erzielen, können Sie nach dem Lackieren ein Wachs auftragen.

Beim Lackieren verwenden Sie für die erste Farbschicht am besten ein sauberes und fusselfreies Tuch. Das Tuch benetzen Sie mit wenig Lack und reiben dann mit reichlich Druck über das Holz. Auf diese Weise tragen Sie eine dünne Lackschicht auf.

Nach dem Trocknen greifen Sie für die nächste Farbschicht zum Pinsel. Diesen tauchen Sie in den Lack und führen ihn anschließend zügig und in einem flachen Winkel über die Oberflächen. Je nach Holz und Lack sind unterschiedlich viele Durchgänge notwendig. Lassen Sie die Schichten aber erst trocknen, bevor Sie die nächste Schicht auftragen.

Das Möbelstück wachsen

Wollen Sie das Möbelstück farblich nicht großartig verändern, sondern die Holzfarbe nur leicht abstufen oder die Holzoptik betonen, ist eine Wachspolitur das richtige Mittel. Damit ist das Holz dann auch versiegelt und vor Verschmutzungen geschützt.

Wachs für Holzmöbel gibt es passend zu verschiedenen Holzarten mit und ohne Farbpigmente. Außerdem ist es von matt bis glänzend erhältlich. Deshalb können Sie glänzende Oberflächen gestalten, indem Sie das Holzwachs auf eine seidenmatt lackierte Fläche auftragen.

Verarbeitet wird das Wachs ähnlich wie eine normale Farbe. Für die erste Schicht nehmen Sie einen weichen Flachpinsel und tragen das Wachs dünn auf das Möbelstück auf. Dabei arbeiten Sie immer mit der Maserung.

Nach ungefähr einer Stunde ist die Wachsschicht angetrocknet. Dann schleifen Sie die Oberflächen mit einem feinen Schleifpapier an und bringen eine zweite Wachsschicht auf. Anschließend muss das Wachs komplett durchtrocknen.

Danach nehmen Sie einen sauberen und weichen Lappen und polieren das Möbelstück. Durch das Polieren entsteht der Glanz.

Das Möbelstück flämmen

Eine sehr schöne, eher rustikale Optik können Sie erzielen, indem Sie das Möbelstück flämmen. Vor allem Möbel aus Nadelhölzern wie Fichte oder Tanne eignen sich für diese Technik sehr gut.

Übrigens: Wenn Sie das Möbelstück flämmen, können Sie sich gründliche Schleifarbeiten im Vorfeld sparen.

Für das Flämmen brauchen Sie eine Lötlampe. Stellen Sie sich außerdem eine Sprühflasche mit Wasser bereit. Die Lötlampe richten Sie gegen das Holz und bewegen sie in Richtung der Holzmaserung hin und her. Sollte das Holz anfangen, zu glimmen, besprühen Sie es mit Wasser.

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, bürsten Sie das Holz mit einer Draht- oder Wurzelbürste ab. Auf diese Weise entfernen Sie zum einen verkohlte Holzteilchen. Zum anderen entsteht eine reliefartige Struktur, die die tolle Optik noch mehr hervorhebt.

Wichtig ist aber, dass Sie immer in Richtung der Holzmaserung bürsten. Arbeiten Sie gegen die Fasern, riskieren Sie unschöne Kratzer.

6. Schritt bei der Möbelrestauration: Die Beschläge wieder montieren

Sind die Griffe von Schubladen und Türen sowie die Beschläge intakt, reicht es aus, wenn Sie diese etwas reinigen. Wenn Sie möchten, können Sie die alte Patina aber auch belassen. Oder Sie lackieren die Griffe und Beschläge, wenn Ihnen die Optik nicht unbedingt gefällt.

Fehlen Beschläge oder sind sie kaputt, können Sie sich auf dem Flohmarkt oder im Internet umschauen. Hier finden Sie oft passenden Ersatz. Vielleicht haben Sie aber auch alte Möbelstücke, von denen Sie die Teile abschrauben können.

Ansonsten können Sie natürlich genauso neue Griffe und Beschläge im Baumarkt kaufen. Ein Stilbruch kann durchaus interessant aussehen und für den nötigen Pfiff sorgen.

Sind alle Teile wieder montiert, ist die Möbelrestauration abgeschlossen. Und wenn Ihr Möbelstück an Ort und Stelle steht, können Sie voller Stolz sagen, dass Sie es selbst restauriert haben.

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